Christopher

Hessen


Für mich ist das Feld das Objekt. Das heißt, mich interessieren die Einzelobjekte im Zusammenhang mit ihrer Umgebung – und nicht nur im scheinbar zweidimensionalen Abbild, sondern auch in der 3. Dimension, der räumlichen Tiefe, sowie in der 4. Dimension, der Zeit, das heißt: die Entwicklung der Objekte in sich und im Zusammenhang zueinander.

Die größte Freude macht es mir, zwei oder mehrere Objekte, die wirklich physikalisch zusammenhängen, in einem Feld zu betrachten. Ein besonderer Leckerbissen ist es, wenn ein weiteres Objekt weit im Hintergrund aufleuchtet. Solche Wahrnehmungen gelingen sowohl innerhalb unserer Galaxie als auch im intergalaktischen Raum (Mitglieder einer Galaxiengruppe, dahinter fernere Einzelgalaxien, dahinter die Wabenstruktur des Universums).

 

2014 stieß ich in der Literatur auf die OB-Assoziationen. Endlich war eine visuell beobachtbare Objektkategorie gefunden, die Aufschluss über die Struktur unserer Galaxie gibt und eine Handhabe dafür bietet, die einzelnen Nebel, Sternhaufen und Sterne räumlich und zeitlich in Zusammenhang zu bringen!

 

Entsprechend begeistert war ich, als ich kurz darauf René Merting kennenlernte und in seiner damaligen Entwurfsfassung des BAfK ein starkes Bemühen spürte, die Objekte miteinander in Zusammenhang zu bringen und ihre Staffelung in der räumlichen Tiefe zu bedenken. Mein Angebot, einzusteigen und meine Perspektiven - Fernglasbeobachtung und die Assoziationen, aber auch die bis dahin wenig behandelten Dunkelnebel - einzubringen, wurde von René so freudig und konstruktiv angenommen, dass eine überaus produktive Zusammenarbeit entstand. Für die Assoziationen konnte im BAfK nicht auf vorhandene Beobachtungsführer zurückgegriffen werden, da es hierzu im deutschsprachigen Raum gar nichts gab und auch im englischsprachigen Raum wenig. Hier wurde Neuland betreten.

 

Zu dem "modernen Narrativ" unserer Galaxie mit den modernen Vorstellungen von Sternentstehung, Spiralarmen etc. interessiert mich auch das kulturelle Narrativ des Himmels als Ort von Geist, Erzählungen und Bildern, sprich: die Sternbilder, und nicht nur die griechisch-römischen, sondern gerade jene aus anderen Kulturen.

Einige meiner stärksten Erlebnisse waren in Momenten, in denen ich nicht mehr primär das Gefühl hatte, den Himmel anzuschauen, sondern, dass er mich anschaute – zum Beispiel die grimmigen Augen des Drachen. Auch die vielen friedlichen Weideszenen aus der arabischen Kultur sind eine feine Sache, wenngleich sie zuweilen von Wölfen bedroht sind (wie im Drachen - siehe BAfK-Eintrag ψ1 Dra).


Equipment

Im Jahre 2006 hob sich mein Blick vom Boden, ich betrat also einen Laden mit vielen Ferngläsern in der Auslage, um ein Fernglas für die Vogelbeobachtung zu kaufen. Es war aber ein Astroladen; ich kam mit einem 15x60 Miyauchi heraus. Es war um mich geschehen, die ersten Jahre war ich jede Nacht draußen, wenn es auch nur ein Wolkenloch gab. 

Getrieben vor allem von der Faszination von Planeten und unserem Mond folgten einige Teleskope. Über die ersten zehn Jahre überschritten sie nicht 6 Zoll Öffnung. Mir war sehr bewusst, dass mehr Öffnung mehr zeigt, aber ich wollte das Gewicht nicht herum schleppen. Doch dann hat mich das Öffnungsfieber gepackt, zumindest ein wenig.

 

Das 254/1600 Wide-Field SC von Meade wird auf der anderen Seite der Montierung durch einen 100/600-Refraktor begleitet. In der Sucherhalterung des 10-Zöllers steckt ein 60/350-Refraktor aus der Borg Mini-Serie. Diese drei f/6-Instrumente ergänzen sich gut. Zwei Astrotrac-Laufgewichte erlauben ein perfektes Austarieren des Systems, was den Bedienungskomfort weiter erhöht. So austariert wird das System geschmeidig von einer Giro Ercole Montierung auf einem grossen Berlebach Planet Stativ getragen.



Ferngläser und Doppelteleskope blieben aber meine Vorliebe. 

Links ein von Wolf Wellnitz gebautes 80/550-Doppelteleskop auf einer ebenfalls von ihm gebauten Wiege. Es kann 2-Zoll-Okulare aufnehmen und voll ausleuchten. Bestückt mit Type4-Nagler-Okulare mit 22mm Brennweite liefert das Glas eine 25-fache Vergrößerung bei 3,2° Gesichtsfeld. Brillentauglich und randscharf, hat es mir zahlreiche wunderbare visuelle Erlebnisse beschert. 

 

Rechts das Aspectem Vario 20-50x80, lange mein Hauptinstrument. Aufbauzeit zwischen der Entscheidung, herauszugehen, und dem genüsslichen Beobachten: 60 Sekunden. Die geniale zentrale Austeckmontierung macht's möglich. 

 

Auch bei Ferngläsern gibt es Öffnungsfieber.

Dieses Gerät baute mein Freund Jochen Schell aus zwei 125/800-Borg-Refraktoren mit Matsumoto EMS Umlenkeinheiten für ein seitenrichtiges und aufrechtes Bild. Die 22mm Nagler-Okulare machen daraus ein brillentaugliches, randscharfes 36x125-Fernglas mit 2,2° Sehfeld. Der 60/350-Refraktor aus der Borg Mini-Serie dient als Sucher, aber auch als Tariergewicht gegen die schweren Okulare.

 

Mit einem Gewicht von unter 10 kg (ohne Okulare und Sucher) kann ich das Gerät unter einem Arm hinaustragen. Mit der eingebauten zentralen Aufsteck-Einarmmontierung, ebenfalls ein Werk von Jochen, wird es einfach aufs Stativ gesteckt, und ab geht's.

 


Vergangenes

Das erste Teleskop, ein 110/2720 Kutter-Schiefspiegler, Baujahr 1965, lieferte starke Eindrücke der Planeten und des Mondes. Auf dem Mond bin ich damit viel spazieren gegangen. Mit einem Gesichtsfeld von max. 0,5°, keiner nennenswerten Nachführung und f/24 war das schon sportlich … warum einfach, wenn's auch schwierig geht?

 

Der Schiefspiegler steht hinten im Bild auf der Orion 1 Montierung und  einem Holz-Pyramidenstativ, alles orginal 1965. Links im Vordergrund ein OMC 140, ein Maksutov der Firma Orion UK mit 140mm Öffnung und 2000mm Brennweite. Da ich beim Schiefspiegler f24 gewohnt war, erschien mir das f14 Öffnungsverhältnis des Maksutovs als geradezu schnell. Dieses Teleskop löste allmählich den Schiefspiegler ab. Sein geringes Gewicht von nur 3,5kg und seine Kompaktheit machten es sehr angenehm in der Handhabung. 

 

Rechts im Vordergrund ist ein Televue 76/480 Apo auf einem Fotostativ, mein Einstieg in die Refraktorwelt. Auch der Schiefspiegler kam meistens aufs Fotostativ, denn so konnte ich das alles am Stück im Garten bewegen. Planeten bei 200fach auf einem Manfrotto 503 Neiger - das ging!

 

Das Televue 76/480 wurde vom Borg 100/640ED verdrängt, hier auf der linken Seite der Berlebach Castor Montierung zu sehen. Auf der anderen Seite ist das Borg 60/350ED senkrecht beweglich montiert als Tariergewicht und Supersucher. Die rote Prismenschiene dient zugleich als Handgriff. Auf einem Zeiss-Telementor Holzstativ montiert liess sich das System gut im Garten herum tragen und war dabei stabil genug um auch bei Höchstvergrößerung  am Planeten schöne Beobachtungen zu erlauben. 

 

Nachdem dieser 4-Zöller seinerseits vom Doppel-5-Zöller verdrängt wurde, wanderte es weiter zu Rene und schliesslich zu Sarah. So blieb es im Freundeskreis.