Cep OB1

Das Aufscheinen des Perseus-Arms

Sternbild: Cepheus

22h30m00s

+57°00'00"

Größe: 6° x 2°

Entfernung: 9.000 Lichtjahre

Die Sternassoziation Cep OB1 ist der erste große Vertreter des Perseus-Arms nach dessen „Auftauchen“ in der Milchstraße in gut 9.000 Lichtjahren Entfernung. Aber warum sprechen wir von „Auftauchen“? Dazu lohnt ein Blick auf das schematische Bild unserer Galaxis auf unserer Projektstartseite.

Wenn wir unseren Blick von Scorpius über Sagittarius bis Aquila streifen lassen, schauen wir auf die Außenseite des sich von uns wegkrümmenden Sagittarius-Arms der Galaxis. In Aquila/Vulpecula/Cygnus zweigt der Orion-Arm vom Sagittarius-Arm ab. In Vulpecula und vor allem in Cygnus schauen wir folglich in flachem Winkel durch unseren lokalen Orion-Arm, der sich dort zu uns hinkrümmt.

Der weiter entfernte Perseus-Arm ist zunächst in Scorpius und Sagittarius hinter dem galaktischen Zentrum verborgen, sowie in Sagittarius und Aquila hinter dem Sagittarius-Arm. In Cygnus bleibt er noch verborgen hinter den dichten Staub-, Gas- und Sternwolken des Orion-Arms, die dort den Hals des Schwans bilden. In Lacerta/Cepheus taucht der Perseus-Arm schließlich hinter dem Orion-Arm auf.

Dass dies gerade hier passiert, wird durch zwei Effekte begünstigt. Erstens: wir schauen nun in steilerem Winkel „nach hinten“ durch unseren Orion-Arm, wodurch die Strecke dieses Blickes durch unseren Arm geringer wird; an dieser kürzeren Strecke gibt es weniger Staub und Nebel, die den Blick verschleiern könnten. Zweitens: der Perseus-Arm krümmt sich auf uns zu und ist in Cepheus schon deutlich näher als in Cygnus.

Beide Effekte wirken im weiteren Verlauf der Milchstraße immer stärker: Die Wegstrecke unseres Blickes nach hinten durch den Orion-Arm wird immer kürzer und der Perseus-Arm rückt immer näher. In Cassiopeia wird der Perseus-Arm deshalb zunehmend dominant, erst recht im namensgebenden Sternbild Perseus.

 

Die Entfernungsangaben zu Cep OB1 in der Literatur streuen erheblich. Das könnte daher rühren, dass die Assoziation eine große Ausdehnung in unserer Blickrichtung hat.

Cep OB1 Assoziation

Der Emissionsnebel Sh 2-132 in Verbindung mit dem Offenen Sternhaufen Berkeley 94 bildet den westlichen Bereich von Cep OB1. Er stellt somit das erste Aufscheinen des Perseus-Arms dar.

Sh 2-142 mit seinem zentralen Offenen Sternhaufen NGC 7380 markiert den östlichen Bereich der Assoziation.

Visuell verschmilzt die mit Sh 2-132 verbundene Sternkonzentration mit dem nördlichen Rand der großen Lacerta-Sternwolke. In Wirklichkeit aber blicken wir hier hart am Rand der im Orion-Arm liegenden Lacerta-Sternwolke vorbei zum Perseus-Arm in dreifacher Entfernung.

Cep OB1 enthält zwei Rote Überriesen - RW Cep (6‘ nördlich von Be 94, veränderlich von 6m0 bis 7m3) und W Cep (1° westlich von Sh 2-142, irregulär, veränderlich von 7m0 bis 9m2). Beide zählen zu den größten bekannten Sternen. Jeder ist groß genug, um die Jupiterbahn zu umfassen. Beide zeigen visuell eine satte, orangerote Färbung.

Da RW Cep schon im Fernglas durch seine Färbung auffällt, markiert er auch in kleinen Instrumenten den westlichen Bereich der Assoziation. Im östlichen Bereich ist NGC 7380 mit kleinen Instrumenten gut erreichbar, und auch hier gibt der Rote Überriese W Cep durch seine Färbung eine Orientierungshilfe und bietet zugleich ein hübsches Pendant zu RW Cep.

 

Beobachtung der visuell interessanten Objekte:

Sh 2-142

GN

22h47m32s

+58°02'53"

sichtbar ab: 4"

Größe: 40' x 20'

Helligkeit --

NGC 7380

OS

22h44m21s

+58°07'55"

sichtbar ab: 4"

Größe: 20' x 20'

hellster Stern: 7m2

Sh 2-142 wurde als Nebel bereits 1787 von Caroline Herschel erkannt und wird auch "Zauberernebel" (Wizard Nebula) genannt - der darin eingebettete, junge Sternhaufen NGC 7380 beherbergt 14 Sterne mit Hα-Emission und noch viele andere OB-Sterne, darunter mehrere superheiße O-Sterne - für die Beobachtung des Nebels ist guter Himmel wichtig

Bild rechts: CCD-Guide, Günter Kerschhuber

FG 10x50 - Hochrhön, sehr transparenter Himmel - über NGC 7380 liegt ein Glimmen, das dem 30' entfernten Sternhaufen Alessi J2247.1+5742 fehlt - vermutlich ist dies schon der Nebel Sh 2-142!

FG 25x80 - Vorstadthimmel unter guten atmosphärischen Bedingungen - Sh 2-142 zeigt sich deutlich und NGC 7380 ist bereits aufgelöst sichtbar - jede weitere Vergrößerung ist für Sh 2-142 eher nachteilig - bei Verschlechterung der Bedingungen verschwindet der Nebel und die NGC- und Alessi-Haufen bieten eine ähnliche Erscheinung, somit Verwechslungsgefahr!

5"-Doppelrefraktor - Vorstadthimmel unter guten atmosphärischen Bedingungen - bei 70-fach ist NGC 7380 gut abgegrenzt sichtbar, der Alessi-Haufen hat eine andere Farbigkeit, nämlich blauweiß, und ist diffuser als 7380 - Sh 2-142 ist überraschenderweise nicht wirklich vorhanden: Austrittspupille zu klein?

12"-Spiegel - der Nebel Sh 2-142 leuchtet bei Aufsuchvergrößerung um den Haufen NGC 7380, mit einem leichten Glimmen - bei 50-fach und [OIII] ist der Nebel um den Haufen deutlicher erkennbar, der südliche Ausläufer des Nebels leuchtet nur sehr schwach und ist kürzer angesetzt als auf Fotos - UHC mit dem gleichen Effekt - bei 70-fach und ohne Filter zeigt sich NGC 7380 als auffälliger Haufen und gut 30 Sterne sind auszumachen - die Ost- und Westränder sind markant (hellere Mitgliedssterne) und verjüngen sich nach Norden wie ein V - bei 110-fach konzentrieren sich die meisten Mitglieder innerhalb des beschriebenen V - insgesamt sind gut 40 unterschiedlich helle Sterne zählbar 

Sh 2-132

GN

22h19m00s

+56°05'00"

sichtbar ab: 12"

Größe: 45' x 20'

Helligkeit --

Berkeley 94

OS

22h22m57s

+55°52'12"

sichtbar ab: 8"

Größe: 4' x 4'

Helligkeit: 8m7

RW Cep

Stern

22h23m07s

+55°57'47"

sichtbar ab: FG

Größe --

Helligkeit: 6m0 - 7m3

Der Sh 2-132-Komplex ist die westliche Untergruppe der Assoziation Cep OB1 im Perseus-Arm der Galaxis.

Der Emissionsnebel Sh 2-132 wird auch "Lion Nebula" (Löwennebel) genannt - dieser Eindruck ist auf manchen Astrofotos frappierend deutlich - der Löwe schreitet am Himmel nach Osten, aus seinem Maul spuckt er rotglühend RW Cep, die vier Beine stehen nach Süden, der Schwanz ist nach Norden aufgerichtet.

Der Offene Sternhaufen Berkeley 94 ist Mitglied der ersten Generation von Sternen, welche in einem sequentiellen Sternbildungsprozess in Sh 2-132 entstanden sind - weitere Haufen sind noch visuell unzugänglich in Sh 2-132 eingebettet und werden es nicht unbedingt schaffen, als freie OS so wie Berkeley 94 die Prozesse im Nebel zu überleben - die fotografische Ausdehnung von Sh 2-132 ist mit 90’ x 60‘ bedeutend größer als die in unserer Datenzeile angegebene visuelle Ausdehnung, mit deutlicher [OIII]-Emission nach Südwesten durch eingebettete Wolf-Rayet-Sterne und reicher Strukturierung - dieser südwestliche Bereich ergibt die Hinterläufe und den Schwanz des Löwen.

Bild rechts: CCD-Guide, Oliver Schneider

FG 10x50 - Vorstadthimmel - der Bereich von Sh 2-132 hebt sich nicht von der ohnehin hohen Sterndichte hier am nördlichen Rand der Lacerta-Sternwolke ab - RW Cep ist jedoch mit seiner rotorange Farbe auffällig

FG 15x45 - bildstabilisiert - Vorstadthimmel - RW Cep auffallend mandarinorange - südlich davon eine kleine, aber auffallende Sternkondensation, aus der ein hellerer Stern herausblinkt - das ist der Offene Haufen Berkeley 94

FG 25x80 - Vorstadthimmel - keine Spur des Nebels, aber eine leichte Sternkonzentration im nordöstlichen Bereich von Sh 2-132 - RW Cep ist markant

5"-Doppelrefraktor - Vorstadthimmel - bei 40-fach keine Spur von Sh 2-132 - Be 94 hebt sich als Knoten vom dichten Sternfeld ab - bei 70-fach ist Be 94 dann fast vollständig aufgelöst, mit der kompakten Form einer nach Nordosten weisenden Pfeilspitze - mit RW Cep im Gesichtsfeld zusammen ein echtes Highlight


Hintergrundbild Copyright © Michael Vlasov