Aur OB1

Von Spinnen und anderen Tieren auf dem Sprung

Sternbild: Auriga

05h25m00s

+33°00'00"

Größe: 12° x 8°

Entfernung: 4.400 Lichtjahre

Die Sternassoziation Aur OB1 liegt auf der Rückseite des lokalen Orion-Arms der Galaxis (Orion-Spur). Sie reicht in den dahinterliegenden Perseus-Arm hinein. Unser Blick geht hier zum galaktischen Antizentrum durch das „Auriga-Fenster“. Wir schauen hier also direkt vom galaktischen Zentrum weg zum Rand unserer Galaxis: zunächst durch den Orion-Arm (mit dem Flaming Star Nebula IC 405), dann durch den Zwischenraum zwischen Orion- und Perseus-Arm (mit den Objekten von Aur OB1; der bekannte Sternhaufen M 37 ist ebenfalls im Fenster, ist jedoch nicht Mitglied von Aur OB1, sondern sitzt etwas dahinter im Perseus-Arm) und schließlich zum Äußeren Arm (Outer Arm) der Galaxis mit dem Kaulquappennebel IC 410.

 

Das Auriga-Fenster ist ein Gebiet mit ungewöhnlich geringer Absorption durch Staub in der galaktischen Scheibe. Dies erlaubt uns diesen fantastisch tiefen Blick an den Rand der Galaxis, mit der Staffelung der Objekte in drei Spiralarmen und ihren Zwischenräumen.

 

Der junge Sternhaufen Messier 36 in 4.400 Lichtjahren Entfernung gilt als der Kern von Aur OB1. Der Ursprungsstern des SNR Simeis 147 (Taurus, 3.000 Lichtjahre entfernt) war vermutlich ein OB-Stern, der aus M 36 geschleudert wurde.

Hellster Stern von Aur OB1 ist der B5-Überriese χ Aur am südöstlichen Rand der Assoziation. Weitere Mitglieder sind der Emissionsnebel IC 417 (The Spider) mit eingebettetem Sternhaufen Stock 8, der Reflexionsnebel NGC 1931 (The Fly) mit eingebettetem Sternhaufen Stock 9, der Reflexionsnebel NGC 1985 und der Nebelkomplex Sh 2-235.

 

Der südwestliche Teil der Assoziation wird perspektivisch vom Kaulquappennebel IC 410 mit dem eingebetteten OS 1893 überlagert. Diese sind jedoch nicht Teil von Aur OB1, sondern liegen 3-mal so weit entfernt - ca. 15.000 Lichtjahre - und gehören zur Assoziation Aur OB2.

Der bekannte Emissionsnebel IC 405 (Flaming Star Nebula) ist ebenfalls nicht Teil der Assoziation, sondern liegt weit im Vordergrund.

 

Beobachtung der visuell interessanten Objekte:

Messier 36

OS

05h36m18s

+34°08'24"

sichtbar ab: FG

Größe: 12' x 12'

hellster Stern: 8m8

The Frog - dieser Sternhaufen ist mit geschätzten 20 bis 40 Mio. Jahren noch recht jung und der sternärmste der drei Messier-Auriga-Haufen, aber als Kern der Assoziation Aur OB1 physikalisch der interessanteste.

Zeichnung unten: Mathias Sawo 

FG 4x22 - ein kleiner kompakter Nebel, zur Mitte hin heller werdend

FG 6x20 - Vorstadthimmel - M 36 findet zusammen mit M 38 im zentralen Bereich des Fuhrmanns schön Platz zusammen im Gesichtsfeld von 7,5° - M 36 wirkt klumpig und schon nicht mehr neblig

FG 8x30 - bei 8,8° GF direkter Vergleich aller drei Auriga-Messier-Haufen möglich! - M 36 ist klein und kompakt und zeigt im Vergleich zu beiden Nachbarn hellere Mitglieder

FG 8x40 - auffällige, runde, diffuse Aufhellung mit recht kompaktem, hellerem Zentrum - indirekt sind einzelne Sterne sichtbar, Hintergrund diffus - etwas kleiner als M 38 - zusammen mit M 37 und M 38 im Gesichtsfeld ein toller Anblick!

FG 10x50 - ein kompakter Nebelfleck mit einigen bereits aufgelösten Sternen - zum Zentrum hin ist eine Helligkeitszunahme erkennbar - der hellste der drei Auriga-Messier-Haufen

FG 18-70 - der Haufen hat hellere Sterne als M 37 und wirkt ein wenig dreieckig - der Frosch kommt gut zum Vorschein, er will in Richtung M 38 springen, die Hinterbeine zeigen in Richtung M 37 - gut 20 hellere Sterne vor leicht nebligem Hintergrund

8"-Spiegel - der OS hebt sich gut von der Umgebung ab - im Vergleich zu M 37 und M 38 ist er eher sternarm und einige hellere und schwächere Sterne sind in Sternketten angeordnet - leichte Konzentration zur Mitte hin

12"-Spiegel - bei 70-fach bildet der Sternhaufen eine symmetrische Figur und sieht aus wie "etwas auf dem Sprung" (die Bezeichnung "The Frog" war zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt) - 40 bis 50 relativ gleichmäßig helle Sterne werden sichtbar

IC 417

GN

05h28m07s

+34°25'12"

sichtbar ab: 8"

Größe: 13' x 10'

Helligkeit --

Stock 8

OS

05h28m08s

+34°25'42"

sichtbar ab: 4"

Größe: 5' x 5'

hellster Stern: 9m0

auch Sh 2-234 oder LBN 804 - The Spider - ein Emissionsnebel, in den der Sternhaufen Stock 8 eingebettet ist - der Nebel bleibt visuell in allen Öffnungen ein eher sprödes Objekt - auch in großen Teleskopen ist kaum mehr als ein schwaches Leuchten um den Sternhaufen zu sehen - mit größeren Öffnungen ist UHC für die Sichtbarkeit am besten, [OIII] und Hβ wirken ggf. auch

Bild rechts: CCD-Guide, Hannes Schachtner

Bild unten: Seraphin Feller (IC 417 & NGC 1931)

6"-Spiegel - es zeigt sich ein schwaches Glühen, das trotz des hellen Sterns Phi Aur direkt in der Nähe gut gehalten werden kann - eigentlich macht dieser schöne, gelbe Stern, den ich gerne als „Faulen Zahn in Carol’s Smiley“ sehe, gerade den Reiz der Situation aus - vermutlich frisst der UHC-Filter zu viel Licht und wäre bei dieser Öffnung kontraproduktiv

IC 417 und Stock 8

NGC 1931

GN

05h31m23s

+34°13'59"

sichtbar ab: 4"

Größe: 5' x 5'

Helligkeit --

Stock 9

OS

05h31m30s

+34°15'10"

sichtbar ab: 4"

Größe: 1' x 1

hellster Stern: 10m1

The Fly - der Galaktische Nebel besitzt teils amorphe, teils aber auch filamentartige Strukturen - in den Nebel eingebettet ist eine kleine Gruppe von schwachen Sternen, auch als Stock 9 bekannt

Bild rechts: CCD-Guide, Bernhard Hubl

Zeichnung unten: Mathias Sawo 

6"-Refraktor - Vorstadthimmel - bei 60-fach fällt ein sehr kleines, nichtstellares Objekt auf, scheinbar mit einem mittigen Stern - das ist wohl nur die hellste Stelle der eigentlich viel größeren Nebelstruktur - der Eindruck bei dieser Vergrößerung ist jenem vieler Planetarischer Nebel sehr ähnlich

8"-Spiegel - bei 40-fach wirkt der Nebel sehr klein und hell - bei 80-fach ist er etwas flächiger

NGC 1931 und Stock 9

NGC 1985

GN

05h37m48s

+31°59'24"

sichtbar ab: 8"

Größe: 1' x 1'

Helligkeit --

der Nebel sollte nicht verwechselt werden mit UGC 3327, ebenfalls ein Reflexionsnebel (keine Galaxie!), der nur gut 15' südwestlich liegt und etwa gleich hell ist

Zeichnung unten: Mathias Sawo

8"-Spiegel - bei 150-fach zeigt sich ein rundlicher, diffuser, nahezu gleichmäßiger Nebel

12"-Spiegel - bei Übersichtsvergrößerung ist bereits gut ein kleiner, rundlicher Nebel zu erkennen, der bei steigender Vergrößerung an Form zunimmt - bei 430-fach scheint sich der Nebel in mehrere unterschiedlich helle Bereiche zu teilen - ein sehr schwacher und nur indirekt erkennbarer, nördlicher Teil steht einem deutlich helleren, südlichen, schalenförmigen Teil gegenüber - in dieser Schalenform ist eine weitere Aufhellung zu erkennen, in deren Zentrum ein heller Knoten zu sehen ist - westlich davon blitz ein Stern hervor, der nur mit Mühe vom hellen Knoten zu trennen ist - bei längerer Beobachtung ist noch eine "Ausstülpung" Richtung Süden zu sehen

NGC 1985

Sh 2-235

GN

05h41m07s

+35°50'24"

sichtbar ab: 8"

Größe: 4' x 3'

Helligkeit --

der GN ist der hellste Nebel des fotografisch interessanten Sh-2-235-Komplexes - neben Sh 2-235 enthält der Komplex noch Sh 2-231 (12' Durchmesser), Sh 2-232 (40') und Sh 2-233 (1') sowie eine Gruppe sehr kleiner Nebel direkt südlich von Sh 2-235, welche als GM 1-66 kartiert werden - Sh 232 ist auf Hβ-Aufnahmen außerordentlich prägnant, mit einer merkwürdigen "Bauchbinde", und sollte ab 8" sichtbar werden - die anderen Nebel Sh 231 bis 233 (EN) und GM 1-66 (RN) sind visuell nicht erreichbar bzw. es wurden noch keine Sichtungen bestätigt

Bild rechts: CCD-Guide, Manfred Wasshuber

8" Spiegel - Bortle 4 - Vergrößerungen von 37x bis 66x mit [HBeta]-/UHC-Filter verwendet, leider nichts zu entdecken

Sh 2-235

Simeis  147

GN

05h39m06s

+27°59'55"

sichtbar ab: >12"

Größe: 215' x 205'

Helligkeit --

Spaghetti Nebula - auch Sh 2-240 - der Nebel wurde 1952 am Crimean Astrophysical Observatory in Simeiz, Ukraine, entdeckt - es wird vermutet, dass der Ursprungsstern dieses Supernovarestes ein Runaway Star war, der aus dem Sternhaufen M 36 (Auriga) geschleudert wurde - er legte von dort etwa 1.000 Lichtjahre in unsere Richtung zurück, bevor er vor ca. 40.000 Jahren explodierte .

Eine sehr ausführliche und überaus interessante Erörterung des Objektes kann man auf der Homepage von Oliver Stein finden: Simeis 147

Bild rechts: CCD-Guide, Martin Rusterholz

21"-Spiegel - bei 80-fach und [OIII] ist ein ca 6' langes und nach Nordwest verlaufendes Nebelgebiet um den Stern HD 246646 einfach zu erkennen (fast schon direkt) - ohne Filter verschwindet der Nebel völlig und zeigt an der Stelle auch keine Sternketten, die den Eindruck hätten vortäuschen können - auch mit Hß-Filter ist nichts mehr von dem Nebel zu sehen - ein Mitbeobachter sieht in dem Gebiet noch recht einfach einen Nebelknoten - außer diesem hellsten Teil des Nebels habe ich keine weiteren Gebiete versucht, zu beobachten, aber ich bleibe dran



Hintergrundbild Copyright © Michael Vlasov