Roslund Offene Sternhaufen

Der Roslund-Katalog ist eine wenig bekannte Sammlung von 7 Sternhaufen, die 1960 bei spektroskopischen Untersuchungen von Curt Roslund gefunden wurden. Diese Sternansammlungen wurden aufgrund der Sterndichte, der Spektralklasse seiner Mitglieder und deren absoluter Helligkeit untersucht. Die Objekte, die eine passende Sequenz von absoluter Helligkeit und Spektralklasse aufwiesen, wurden in die Liste aufgenommen.

 

Die Objekte befinden sich alle in einem relativ kleinen Himmelsareal in den Sternbildern Schwan, Füchschen und Pfeil.

Die Fotoplatten, auf denen sie entdeckt wurden, hatten eine relativ geringe Grenzgröße, was sie bequem erreichbar für kleine Öffnungen macht.


Allgemeine Informationen zu astrophysikalischen Besonderheiten, geschichtliche Hintergründe oder interessante Details haben wir im weißen Text zusammengefasst.  

Bei den Bildquellen handelt es sich, sofern nicht anders vermerkt, um SDSS-/DSS-Bilder (Quellen: Aladin oder WikiSky).

Bei abweichenden Bildautoren oder Zeichnungen erfolgt die Nennung in hellgrauer Unterlegung.

Die eigenen Beobachtungen sind grau unterlegt. Die Öffnungen sind entsprechend der von uns eingeschätzten Schwierigkeit farbig markiert: leicht - mittelschwer - schwer - das Leben geht weiter

Roslund 1

Sge

19h45m00s

+17°31'01"

Größe: 18' x 18'

hellster Stern: 10m0

Mitglieder: 15

Roslund 1 ist ein Haufen mit Sternen ab der 10. Größenklasse in einem Feld von 18', wobei in der Literatur die Angaben zur Größe des Haufens differieren, denn auch Angaben zur Größe von lediglich 3' kommen vor - der Haufen ist leicht zu finden, er steht nur ein knappes Grad östlich des Sterns β Sge

FG 10x50 - Roslund 1 ist indirekt als feiner, großflächiger Schimmer erkennbar - größte Helligkeit im Süden, der nördliche Teil hebt sich nur unmerklich vom Umfeld ab - mit etwas Geduld ist auch eine leichte Granulation wahrnehmbar

Groß-FG - eine Verdichtung in sehr reichem Sternfeld

5”-Doppelrefraktor - bei 25-fach konkurriert Roslund 1 mit einigen anderen ganz ähnlichen Verdichtungen in der Umgebung - bei 70-fach schält sich der Haufen eigenständig heraus, aber eine direkt westlich angrenzende, dreimal so große Verdichtung birgt immer noch Verwechslungspotential

8"-Spiegel - bei 25-fach ist der Haufen einigermaßen gut erkennbar, ein Stern im Osten gibt eine gute Orientierung - die hellsten Mitglieder sitzen im Süden - direkt und indirekt sind gut acht bis neun Sterne erkennbar - ein wenig irritierend ist eine Sternspur südöstlich, die ungefähr die gleiche Sterndichte hat wie Roslund 1, beide zusammen wirken wie eine längliche Sternverdichtung - bei 40-fach kommt ein wenig mehr Kontrast ins Umfeld und der Haufen ist besser erkennbar - im südlichen Teil machen zwei Sternketten den Haufen markant - der Haufen wirkt  recht unregelmäßig - bei 90-fach werden auch im nördlichen Teil des Haufens ein paar schwache Vertreter sichtbar - leicht viereckiger Charakter


Roslund 2

Vul

19h45m24s

+23°55'01"

Größe: 20' x 20'

hellster Stern: 7m1

Mitglieder: 20

der bereits gut entwickelte Offene Sternhaufen Roslund 2 ist Mitglied der OB1-Assoziation in diesem Sternbild - Roslund selbst hatte den Haufen mit einer Größe von 45' angegeben, neuere Quellen nennen 15' - drei hellere Sterne im Südosten bilden ein rechtwinkliges Dreieck und westnordwestlich davon zeigen sich ein paar schwächere, unterschiedlich helle Sterne

FG 10x50 - unauffällig -  gut sieben bis acht Sterne in NS-Ausrichtung sind erkennbar - der Haufen ist recht groß, hebt sich aber kaum vom Umfeld ab

Groß-FG - bei 25-fach zeigt sich der Haufen als diffuse Aufhellung

4"-Refraktor - bei 30-fach schwierig, kaum eine höhere Sterndichte als im Umfeld - auch bei 70-fach drängt sich der Haufeneindruck nicht auf - einige schwächere Leuchtpünktchen sind zwischen den helleren Vertretern hinzugekommen

5"-Doppelrefraktor - bei 70-fach sah ich zuerst nur das südwestliche Viertel von Roslund 2 als den Haufen an und fand ihn zwar in sich schwächer als Roslund 1, in seiner Umgebung aber markanter, da er weniger Konkurrenz hat - ein Blick in den Atlas zeigte jedoch, dass Ro 2 dreimal so groß ist als gesehen - zurück ans Okular, tatsächlich, die größere Ausdehnung ist plausibel - zwei hellere (Vordergrund-?)Sterne überstrahlen die anderen und erzeugen zunächst den falschen Größeneindruck – dieser „Haufen-im-Haufen“-Effekt erinnert an NGC 1746/1750 im Taurus und an Barkhatova 1 im Cygnus

12"-Spiegel - bei 40-fach ist eine leicht höhere Verdichtung von Sternen an der Stelle erkennbar, wo Roslund 2 stehen soll - ein paar hellere Sterne bilden ein längliches Dreieck und die Westseite wird von einigen schwächeren Sternen flankiert - insgesamt wirkt der Haufen länglich und NO-SW-elongiert - kaum Sterne im Zentrum - bei 70-fach werden am Westrand noch mehr Sterne sichtbar, die einige Sternbögen bilden - die Ostseite wird von den helleren Sternen dominiert - südöstlich ist ein kleines Nebelchen erkennbar (bei 110-fach lösen sich dort drei Sterne auf) - insgesamt zähle ich zehn hellere Mitglieder und 25-30 schwächere Sterne, die aber sicher nicht alle zum Haufen gehören dürften

Roslund 2

Roslund 3

Sge

19h58m42s

+20°28'59"

Größe: 5' x 5'

hellster Stern --

Mitglieder: 20

auch Snail Cluster - der Eigenname könnte irreführend sein, denn es gibt Quellen, die besagen, dass Roslund 3 selbst ein Haufen mit wenigen schwachen Mitgliedern innerhalb des Schneckenhauses ist - die Schnecke bildet eine von Norden kommenden Kette aus Sternen 10. Größenklasse, die nach Osten abbiegt und dann einspiralt - am nördlichen Anfang bilden einige Sterne in nordöstlicher Richtung die Fühler der Schnecke 

FG 16x70 - von Roslund 3 ist natürlich nichts zu sehen, aber die umgebenden Sterne, die dem Haufen fälschlicherweise den Namen Snail Cluster eingebracht haben, sind als kleine, neblige Verdichtung erkennbar - indirekt zeigen sich die Einzelsterne das Hauses und des Kopfes

4"-Refraktor - Stadthimmel - bei 50-fach ist schon eine ganz geringfügige Verdichtung zu erkennen, bei 160-fach erkennt man am deutlichsten den Schneckenkörper (von NW in Richtungen SW), ab dann kringelt es sich einmal ein; insgesamt eher schwache Sterne

5"-Doppelrefraktor - bei 70-fach ist die Schnecke entzückend, mit einer 18' langen Schleimspur nach Osten, die Fühler nach Norden - an der nordwestlichen Seite des Schneckenhauses, wo der Kopf der Schnecke nach Norden ragt, ist eine Y-förmige Figur aus vier Sternen zu sehen

6''-Spiegel - Stadthimmel - bei 50-fach ist schon eine ganz geringfügige Verdichtung zu erkennen - bei 160-fach erkenne ich am deutlichsten den Schneckenkörper (von NW in Richtung SW), dann kringelt es sich einmal ein, insgesamt eher schwache Sterne

8"-Spiegel - bei 20-fach eine etwas auffällige Gruppe von ca. fünf Sternen - bei 40-fach etwa zehn locker verteilte Sterne sichtbar - insgesamt ein eher kleiner Sternhaufen

12"-Spiegel - bei 40-fach können sechs hellere Sterne wahrgenommen werden, die wie ein Sechseck angeordnet sind - bei 70-fach löst sich das Sechseck in noch mehr Sterne auf und im Inneren sind sieben schwächere Sterne zu erkennen, das wäre dann der zweiten Quelle nach zu urteilen Roslund 3 - es ist trotzdem nochmal ein Besuch fällig, um die komplette Schneckenform zu überprüfen

Roslund 3

 Roslund 4 

Vul

20h04m54s

+29°13'00"

Größe: 6' x 6'

hellster Stern: 11m6

Mitglieder: 30

Roslund 4 ist zwar unauffällig, was bei allen spektroskopisch entdeckten Haufen des Roslund-Kataloges nicht ungewöhnlich ist, seine Lage zwischen den beiden Reflexionsnebeln IC 4954/55 macht ihn aber zum interessantesten Haufen dieses Kataloges 

Bild rechts: CCD-Guide - Manfred Wasshuber

FG 10x50 - kannste vergessen

4"-Refraktor - bei 30-fach stechen indirekt drei bis vier Sterne vor leicht nebligem Hintergrund hervor - der Haufen schafft es kaum, sich vom Umfeld abzuheben - bei 50-fach wirkt er leicht grieselig, insbesondere im Süden - Beobachtung nicht einfach

12"-Spiegel - bei 70-fach sind gut acht bis neun Sterne erkennbar, die teilweise von zwei gut sichtbaren Nebelflecken (IC 4954 und 4955) umschlossen sind - im südlichen Nebel IC 4954 ist bei 70-fach ein Stern auffällig, der direkt besehen immer wieder verschwindet - im nördlichen Nebel IC 4955 zeigen sich drei stellare Aufhellungen, wobei bei 160-fach die südlichste Aufhellung im Nebel als Sternkette mit drei Mitgliedern sichtbar wird, die leicht außerhalb südwestlich des Nebels stehen - insgesamt gesehen ein schönes Szenario

Roslund 4

Roslund 5

Cyg

20h10m00s

+33°46'00"

Größe: 1,3° x 1,3°

hellster Stern --

Mitglieder: 15

von Roslund 5 ausgehend reihen sich über 10° nach Südwesten parallel zum galaktischen Äquator ein halbes Dutzend markanter Sternverdichtungen in der Größenordnung um 1°, wovon erst Stock 1 in Vulpecula wieder einen Katalognamen trägt - der Kontrast zu den Dunkelwolken-Gebieten nach Osten im Sternbild Vulpecula und zu den eher „glatten“ Sternfeldern nach Westen im Hals des Schwans ist in größeren Ferngläsern reizvoll - wegen seiner Größe braucht Roslund 5  zwei Grad Gesichtsfeld, um in Szene gesetzt zu werden

FG 8x40 - es zeigt sich eine etwas auffällige Gruppe von gut einem Dutzend mittelhellen Sternen, gleichmäßig verteilt - der Sternhaufen erscheint eher oval

FG 10x50 - der Sternhaufen wird im Norden und Osten von vier bis fünf helleren Sternen flankiert - der Haufen selbst ist kaum als solcher erkennbar, er präsentiert sich sehr unregelmäßig, mit mehreren Sternketten - am auffälligsten ist eine ostwestlich elongierte, flache Ellipse, der nur im Südosten ein paar Sterne fehlen - gut 30 Sterne zähle ich, falls alle dazugehören

4"-Refraktor - bei 30-fach sehr eindeutig als Sternhaufen erkennbar, eine deutlich höhere Sterndichte hellerer Sterne, unregelmäßig verteilt - schöne Sternspuren, teilweise doppelt besetzt nebeneinander - das ganze wirkt wie ein Kreis mit durchgezogenen Fäden - ich zähle gut 50 Sterne und hoffe, dass auch wirklich alle dazu zählen, im isDSA ist der Sternhaufen zumindest noch größer eingezeichnet

5"-Doppel-Refraktor - bei 35-fach und UHC in beiden Okularen stolpere ich auf der Suche nach Barnard 144 über Roslund 5 - der Sternhaufen ist unerwartet auffällig und gut abgesetzt - vielleicht ist das die optimale Kombination von Öffnung und Sehfeld (2,2°) für diesen in anderen Instrumenten oft schwer auszumachenden Sternhaufen?

Roslund 5

Roslund 6

Cyg

20h28m48s

+39°16'01"

Größe: 24' x 24'

Gesamthelligkeit: 8m0

Mitglieder: 30

dieser Haufen liegt am nordöstlichen Rand der Cygnus-Wolke, ist recht groß und erscheint zweigeteilt mit helleren Sternen im Westen - im Zentrum befinden sich eher wenige Sterne

FG 10x50 - Zenitbeobachtung - an sich fällt die Stelle von Roslund 6 im Sternumfeld nicht sonderlich auf, aber wenn man sich auf den Haufen konzentriert, dann schält sich eine recht großflächige Sterngruppierung heraus, die sich nach Süden verjüngt und wie eine nach Süden gerichtete Pfeilspitze ausschaut - dieser Effekt entsteht vor allem, weil die hellsten Mitglieder an den Rändern sitzen - wie bei M 29 weiter südwestlich entsteht auch hier der Eindruck, dass der Haufen isoliert vom Umfeld steht, da in unmittelbarer Nähe um den Haufen kaum Sterne sichtbar sind (sicher nur ein öffnungstechnischer Beobachtungseffekt)

FG 18x70 - ein abgeflacht wirkender Haufen mit Nord-Süd-Elongation - höchste Konzentration von Sternen im SW - der Haufen wirkt unterschiedlich stark strukturiert - die Abgrenzung zum Süden ist deutlicher, nach Norden fällt es mir schwerer

4''-Refraktor - [Stadthimmel] etwa ein Dutzend gleich heller Sterne bei 50x und 80x, hier und da ganz locker verteilt noch einige schwächere Sterne, ganz grob ist eine ovale Form zu sehen 

4"-Spiegel - bei 25-fach zeigt sich ein dreieckiger Haufen, spitz nach Norden zulaufend - der "Boden" wird von drei Sternpärchen gebildet - an den Rändern befinden sich noch einige hellere Sterne, der hellste im Nordwesten - der Haufen wirkt unregelmäßig ohne Konzentration zur Mitte hin - bei 40-fach gesellen sich einige schwächere Sterne zu diesem Haufen

8"-Spiegel - bei 40-fach wirkt der Haufen leicht länglich, die Mitglieder sind locker verstreut und in Sternketten angeordnet - ich würde 30 Sterne dem Haufen zuordnen

Roslund 6

Roslund 7

Cyg

20h52m08s

+37°53'42"

Größe: 20' x 20'

Gesamthelligkeit: 9m0

Mitglieder: --

Roslund beschrieb den Haufen selbst als etwas zweifelhaft, was vermutlich von den gewonnenen Spektren herrührte, die zur Entdeckung führten - visuell zeigt sich der Haufen vergleichsweise deutlich länglich und nordsüdlich elongiert

FG 10x50 - der Haufen ist als solcher nicht wirklich erkennbar, auch wenn einige Sterne zu sehen sind, das Sternumfeld ist einfach zu dicht - am auffälligsten sind im Zentrum drei 8 bis 9 mag helle Sterne, die einen leichten Bogen beschreiben - insgesamt sind gut sieben bis acht Sterne erkennbar, die eine recht längliche Gesamtform bilden, bzw. könnte man in der Spur von fünf Sternen auch ein Fragezeichen erkennen

4"-Refraktor - bei 30-fach hat der OS einen Charakter wie ein Mütze, leicht dreieckig und die südöstliche Flanke ist leicht nach innen gebogen - gut 20 Sterne sind erkennbar, wobei die höchste Konzentration im NO ist - im Zentrum ist eher weniger Musik, dafür flankieren drei hellere Sterne im SW den Haufen - bei 50-fach kommen einige schwächere Lichtpünktchen im Inneren hinzu - gut drei Dutzend Sterne  scheinen dazuzugehören

12"-Spiegel - bei Aufsuchvergrößerung von 40-fach sind gut 20 schwächere Sterne zwischen einem Sterndreieck hellerer Sterne sichtbar - besonders auffällig sind zwei Vierersterngruppen am Nordrand des gedachten Dreiecks - insgesamt scheinen mehr Sterne im Norden konzentriert zu sein - der Haufen hebt sich kaum vom Sternumfeld ab

Roslund 7