Vulpecula OB1

Die ganze Spanne der Sternentwicklung in einem Schwenk von 4° am Himmel

Sternbild: Vulpecula

19h45m00s

+24°00'00"

Größe: 4,5° x 1,5°

Entfernung: 7.500 Lichtjahre

Die Sternassoziation Vul OB1 liegt auf der Innenseite des lokalen Orion-Arms der Galaxis. Der Mittelpunkt ihrer am galaktischen Äquator entlang gestreckten Form ist bei etwa 61° galaktischer Länge. Wir schauen hier 7.500 Lichtjahre weit durch den Raum zwischen Orion-Arm und Sagittarius-Arm. Unser Blick stößt in Vulpecula wieder auf den eigenen, sich zum galaktischen Zentrum hin krümmenden Orion-Arm. Die Winkelausdehnung der Assoziation von 4,5° x 1,5° entspricht bei dieser Entfernung 600 x 200 Lichtjahren im Raum.
Vul OB1 Assoziation
Bild: Aladin, DSS2

Hauptverdichtung ist der junge Sternhaufen NGC 6823 mit dem umgebenden Emissionsnebel NGC 6820 am südwestlichen Rand der Assoziation, ein Ort aktueller Sternentstehung. Gut 1° nordöstlich am galaktischen Äquator entlang liegt der entwickelte OS Roslund 2, ebenfalls ein Mitglied der Assoziation. Am nordöstlichen Rand der Assoziation bei 63° galaktischer Länge sind ältere Sterne in einem Bereich, der sich zuerst gebildet hat. Von hier aus führten Strahlungsdruck, Sternwinde und Supernovaschockfronten zur Entstehung der Sterne in Roslund 2 und schließlich in NGC 6820/6823.

Durch Staub im Vordergrund wird der junge Teil der Assoziation, der Emissionsnebel NGC 6820 mit seinem eingebetteten OS NGC 6823, um mehrere Magnituden abgedunkelt. Wäre dies nicht der Fall, würde die Erscheinung dem Adlernebel mit eingebettetem Sternhaufen M 16 im Sternbild Serpens sehr ähneln, wie Fotografien von NGC 6820 offenbaren.

 

NGC 6823 in Vul OB1, der nicht zur Assoziation gehörende OS NGC 6830 und der Hantelnebel M 27 bilden eine gleichmäßige Kette von Westen nach Osten (siehe Bild oben).

Am Herbsthimmel kann man mit kurzem horizontalem Schwenk über 4 Grad der Blick von dem frischen, noch in seiner Entstehungswolke eingebetteten OS NGC 6823 über den alten, isolierten OS NGC 6830 zu einem Stern am Ende seines Lebenszyklus (M 27) schweifen – eine reizvolle Übung!

 

Ein Vertreter der älteren Zone der Assoziation ist der Veränderliche SV Vul bei 64° galaktischer Länge, der sich schon ein wenig vom eigentlichen Bereich der Assoziation entfernt hat. Ein weiterer Vertreter ist AT Vul (19h54m/+23°34'), der sich ebenfalls nicht mehr im engeren Bereich der Assoziation aufhält. 

In der Umgebung des Schwans finden sich zahlreiche Sternketten, deren Streichrichtungen um etwa 20° zum galaktischen Äquator geneigt sind. SV Vul wird von einem gut 3° langen Band von Sternen 8. und 9. Magnitude überlagert, der in ungewöhnlicher Richtung senkrecht zum galaktischen Äquator verläuft. Dieses Band erschwert durch seine Sterndichte das Auffinden von SV Vul etwas, verleiht dieser Himmelsregion jedoch besonderen Reiz.

 

Beobachtung der visuell interessanten Objekte:

NGC 6820

GN

19h42m28s

+23°05'15"

sichtbar ab: >12"

Größe: 20' x 10'

Helligkeit --

NGC 6823

OS

19h43m09s

+23°18'00"

sichtbar ab: 4"

Größe: 7' x 7'

hellster Stern: 8m8

der Emissionsnebel NGC 6820 mit seinem eingebetteten OS NGC 6823 bildet den jungen Teil der Assoziation Vul OB1 - NGC 6820 wird auch als Sh 2-86 bezeichnet - historisch gesehen wurde nur ein kleiner Reflexionsnebel 15' südwestlich des Zentrums von Dreyer als NGC 6820 katalogisiert, aber in der heutigen Zeit hat sich die Bezeichnung für den kompletten Emissionsnebel in der Astronomieszene und im Kartenwerk durchgesetzt

Bild oben: CCD Guide - Rolf Geissinger

FG 10x50 - NGC 6823 zeigt sich als auffälliger, kompakter Nebelfleck - es sind Sterne erkennbar und nördlich des Zentrums ist ein Stern auffällig - weiterhin auffallend ist eine Sternkette aus sechs etwa gleich hellen Mitgliedern, die nordnordöstlich über dem Haufen ansetzt und sich schnurgerade nach Südwesten zieht, die Abstände der Sterne zueinander sind ungefähr gleich

4"-Refraktor - bei 30-fach wird indirekt an zwei helleren Sternen ein leicht nebliger Eindruck deutlich, östlich der hellen Sterne blitzen hin und wieder drei Lichtpünktchen auf, im Westen ist es einer - bei 90-fach grieseliger Eindruck mit gut 10 direkt und indirekt sichtbaren Sternen - von NGC 6820 ist nichts zu erkennen

8"-Spiegel - der isDSA weist NGC 6820 eine nötige Öffnung von >12" zu, wir sind der Meinung, dass wir schon mit 8“ und 30-fach eine Aufhellung um NGC 6823 sehen, die nicht durch unaufgelöste Sterne zu erklären ist - gut 20' westlich von NGC 6823 liegt eine markante Kette von vier Sternen 9. Größenklasse, welche schon im FG auszumachen ist 

12"-Spiegel - bei 40-fach ist der Sternhaufen NGC 6823 schon als neblige Verdichtung erkennbar, die zum Zentrum hin heller wird - bei 70-fach wirkt der Haufen schon gut aufgelöst - im Zentrum fallen vier hellere Sterne auf und ringsherum noch gut 15 weitere - leicht OW-elongiert


Roslund 2

OS

19h45m24s

+23°55'01"

sichtbar ab: 4"

Größe: 20' x 20'

hellster Stern: 7m1

von Roslund 2 ist nicht viel bekannt - die sieben Sternhaufen dieses Katalogs wurden alle spektroskopisch entdeckt, wobei Roslund 2 einer der einfacheren Vertreter dieses Kataloges ist - drei hellere Sterne im Südosten bilden ein rechtwinkliges Dreieck und westnordwestlich davon zeigen sich ein paar schwächere, unterschiedlich helle Sterne

FG 10x50 - unauffällig -  gut sieben bis acht Sterne in NS-Ausrichtung sind erkennbar - der Haufen ist recht groß, aber hebt sich kaum vom Umfeld ab

Groß-FG - bei 25-fach wirken Roslund 2 und NGC 6820 recht ähnlich, obwohl die Fotos dies nicht erwarten lassen - beide zeigen sich nämlich als diffuse Aufhellungen von sehr ähnlicher Größe und Gesamthelligkeit

5"-Doppelrefraktor - bei 50-fach wird Ro 2 aufgelöst und somit der Unterschied zu NGC 6820 deutlich - mehr Vergrößerung ist eher unförderlich

12"-Spiegel - bei 40-fach ist eine leicht höhere Verdichtung von Sternen an der Stelle erkennbar, wo Roslund 2 stehen soll - ein paar hellere Sterne bilden ein längliches Dreieck und die Westflanke wird markant von einigen schwächeren Sternen flankiert - insgesamt wirkt der Haufen länglich und NO-SW-elongiert - kaum Sterne im Zentrum - bei 70-fach werden am Westrand noch mehr Sterne sichtbar, die einige Sternbögen bilden - die Ostseite wird von den helleren Sternen dominiert - südöstlich ist ein kleines Nebelchen erkennbar (bei 110-fach lösen sich dort drei Sterne auf) - insgesamt zeigen sich zehn hellere Mitglieder und gut zwei Dutzend schwächere Sterne, die aber sicher nicht alle zum Haufen gehören dürften

Roslund 2


Hintergrundbild Copyright © Michael Vlasov