Per OB2

Eine neue Superblase am Lindblad-Ring

Sternbild: Perseus

03h45m00s

+33°00‘00“

Größe: 10° x 10°

Entfernung: 900 Lichtjahre

Die Assoziation Per OB2 (RA 03h45m, Decl. 33°00‘), auch Zeta-Persei-Assoziation genannt, liegt im Verhältnis zu den meisten anderen OB-Assoziationen recht nah zu uns in nur 900 Lichtjahren Entfernung im lokalen Orion-Arm der Galaxis. Wir schauen hier direkt "nach hinten" in unseren Orion-Arm hinein. Durch diese Nähe ergibt sich eine Ausdehnung am Himmel von 10° x 10°.

Daraus resultiert auch ein perspektivischer Effekt, nämlich ein erheblicher südlicher Winkelabstand der Assoziation zum galaktischen Äquator und somit zur Milchstraße. Läge die Assoziation im selben räumlichen Abstand zum galaktischen Äquator im dahinterliegenden, 6.000 Lichtjahre entfernten Perseus-Arm, hätte Per OB2 einen Winkelabstand von nur wenigen Grad zum galaktischen Äquator und die Lage dieser Assoziation an unserem Himmel wäre mitten in der Milchstraße.

Perseus OB2 Assoziation
Bild: Capella Observatory - Dr. Stefan Binnewies & Josef Pöpsel

 

Die 6 Millionen Jahre alte Assoziation Per OB2 ist ein Teil des Lindblad-Rings. Dieser Ring aus ionisiertem Gas ist die Hülle einer älteren Superblase, an deren Rand auch die Sternbildung in den Assoziationen Ori OB1 und Sco OB2 ausgelöst wurde. Innerhalb des Lindblad-Rings liegen die Sterne von Gould’s Belt, darunter die meisten der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne im Orion (Ori OB1) und im Kopf des Skorpions (Sco OB2).

Supernovae und Sternwinde in Per OB2 treiben jetzt die expandierende Hülle einer neuen Superblase in das interstellare Medium. ξ Per (Menkib), ein aus der Mitte von Per OB2 nach Norden „entlaufener“ Stern, beleuchtet und ionisiert ein nördliches Segment dieser neuen Hülle - dieses beleuchtete Segment der Per-OB2-Hülle ist der Kaliforniennebel NGC 1499.

Während der entlaufene ξ Per am nördlichen Rand von Per OB2 liegt, liegen die anderen mit bloßem Auge sichtbaren Mitgliedssterne im zentralen Bereich der Assoziation: der Überriese ζ Per (Atik), der Riese ο Per, 40 Per (einer der massivsten Hauptreihensterne in der Assoziation) und 42 Per. Die massereiche Röntgenquelle χ Per (ein Gamma-Cassiopeia-Veränderlicher, Schwankungsbreite zwischen 6 bis 7 mag, 1° südlich von Zeta Per) ist ebenfalls Mitglied der Assoziation.

Aus der Mitte der Assoziation nach Westen erstreckt sich in einem 5° langen und 1,5° breiten Band die Perseus-Molekülwolke, die viele Dunkelnebel enthält - für den visuellen Beobachter interessante Objekte sind von Ost nach West Barnard 5, IC 348, Barnard 4, Barnard 1, NGC 1333 sowie Barnard 202 bis 206, die einen Ring von kompakten Dunkelnebeln (dense cores) mit Sternbildung im Innern bilden.

 

Die 20° am Himmel messende Per-OB2-Superhülle ist nur etwa ein Drittel so groß wie jene von Ori OB1 und visuell längst nicht so markant. Die Szene gewinnt jedoch an Dramatik, wenn wir uns vor Augen führen, dass am nördlichen Rand der Stern ξ Per den Kaliforniennebel zum Leuchten bringt, während der südöstliche Rand der Hülle in die Rückseite (von uns aus betrachtet) der Taurus-Dunkelwolken stößt und zugleich am südwestlichen Rand der Perseus-Molekülwolke turbulente Ketten von Dunkelwolken neue Sterne hervorbringen.

Beobachtung der visuell interessanten Objekte:

NGC 1499

GN

04h03m18s

+49°31'12"

sichtbar ab: 4"

Größe: 160' x 40'

Helligkeit: 6m0

Kaliforniennebel - verantwortlich für diesen Emissionsnebel ist, wie eingangs schon beschrieben, der 40' südlich stehende, 40.000 Kelvin heiße und 50 Sonnenmassen schwere Runaway Star Menkib, der vor 1 Mio. Jahren seinen Geburtsort im Zentrum der Perseus-OB2-Assoziation mit 60 km/s verlassen hat - nun ionisiert er den dichteren Teil einer großen Molekülwolke und hat so eine 60 Lichtjahre große HII-Region sichtbar gemacht

Bild oben: CCD-Guide, Tommy Nawratil

Opernglas 2x - Alpenhimmel - mit zweimal Hβ vor beiden Objektiven ist der Nebel eindeutig vorhanden mit direktem Sehen, aber nur ein extrem diffuser Fleck

FG 10x42 - Alpenhimmel - mit zweimal Hβ vor beiden Objektiven sehe ich freihändig und direkt einen bananenförmig gekrümmten Nebel, der fast so lang ist wie der Abstand von Omicron Per zu Zeta Per - dort, wo der Nebel dem anregenden Stern Xi Per am Nächsten steht, ist er am dicksten - im Osten unbestimmt auslaufend, im Westen relativ abrupt endend

FG 10x50 - ein Sternkreuz aus dem Stern Menkib und drei 6 bis 8 mag hellen Sternen nördlich markiert im Grunde schön die Region, in der sich der Nebel befindet - mit Hß und UHC gelingt mir ein Nachweis zunächst nur mittels indirektem Sehen, indem ich zwischen den Regionen nördlich und südlich des 4 mag hellen Sterns Menkib schwenke, nördlich die Region wirkt heller - die Aufhellung ist strukturlos und wird bei längerer Betrachtung am deutlichsten zwischen den drei nördlich von Menkib liegenden, 6 bis 8 mag hellen Sternen, die dieses eingangs erwähnte Kreuz bilden - die östliche Region scheint dabei ein wenig heller zu leuchten ("heller leuchten" ist dabei relativ zu sehen ;-))

FG 8x56 - Vorstadthimmel - mit Hβ auf beiden Okularen ein auffälliger, langgezogener Nebel – gut 1¾° lang und 0,5° breit, konkav zu Xi Per gekrümmt - nach Südosten der Eindruck, als ob sich der Nebel sehr diffus über die 1¾° hinaus weitere 2° erstreckt -  bei einer Nachbeobachtung einige Wochen später bestätigt sich die unerwartete Größe des Nebels über eine Länge von 4°

FG 18x80 - Vorstadthimmel - mit zwei Hβ-Filtern vor beiden Okularen ist der Nebel im 4° Gesichtsfeld (das Foto rechts hat eine Kantenlänge von knapp 4°) regelrecht auffallend - ein überraschend starker Anblick nach zahlreichen früheren Fehlschlägen ohne Filter - die ganze Struktur ist 2° lang - der südöstliche Bereich ist über etwa 1° hinweg fast 0,5° breit und gut abgegrenzt - der nordwestliche Bereich ist schwerer zu fassen 

3"-Refraktor - bei 10-fach und mit Hβ-Filter ist der Nebel indirekt sehr auffällig, groß, leicht gebogen, mit unregelmäßigem Umriss und Ansätzen von Helligkeitsunterschieden innerhalb des Nebels - mit UHC erscheint der Nebel sehr schwach, ohne Details und kann nur indirekt gesehen werden - ohne Filter ist er nicht sichtbar

8"-Spiegel - der Nebel erscheint indirekt großflächig und sehr diffus - mit -Filter wirkt er etwas kontrastreicher - innerhalb des Nebels sind Helligkeitsunterschiede sichtbar - selbst ohne Filter ist der Nebel indirekt wahrnehmbar, allerdings sehr blass

12"-Spiegel - mit Hβ sowie 8 mm AP wird eine deutlich sichtbare, großflächige Aufhellung erkennbar - die Nebelfläche wirkt strukturiert mit Helligkeitsunterschieden - UHC hilft auch, aber lange nicht so gut wie Hβ - bei höheren Vergrößerungen verschwindet der grandiose Anblick schnell und der Nebel ist nur noch schwach auszumachen


Barnard 5

OS

03h48m00s

+32°54'00"

sichtbar ab: 8"

Größe: 40' x 20'

Helligkeit --

der Dunkelnebel Barnard 5 ist ein isolierter „Außenlieger“ der Perseus-Molekülwolke im Herzen der Per-OB2-Assoziation - im Innern des Nebels findet Sternbildung auf geringem Niveau statt - Barnard 5 wird als Bok-Globul klassifiziert, das heißt als kompakter und isolierter Dunkelnebel - das legt eine gute Beobachtbarkeit nahe - auf Fotos ist der Nebel tatsächlich sehr markant, jedoch erschwert die geringe Sterndichte in der Umgebung die visuelle Beobachtung

Bild rechts: René Merting

6"-Spiegel - bei 70-fach wird eine sternleere Fläche von etwa 0,5° Länge Nord-Süd direkt westlich des Sterns 42 Per erkennbar – mehr Öffnung wäre nötig für eine deutliche Sichtung, damit mehr Sterne in der Umgebung herauskommen

Barnard 5

IC 348

OS

03h44m34s

+32°09'48"

sichtbar ab: 4"

Größe: 8' x 8'

hellster Stern: 8m5

ein sehr junger OS, dessen jüngste Mitglieder direkt am Ende ihrer Geburtsphase stehen - der Haufen begrenzt die Perseus-Molekülwolke nach Norden und ist der einzige schon ausentwickelte OS in der Per-OB2-Assoziation

Bild rechts: CCD-Guide, Dieter Beer & Patrick Hochleitner

Zeichnung rechts: Mathias Sawo mit 10" und 130-facher Vergrößerung

FG 10x50 - ich kann nur den hellsten Stern und den westlich leicht außerhalb stehenden Stern (lt. DSS ein Dreifachsystem) erkennen - von weiteren, schwächeren Mitgliedern leider keine Spur, auch nicht als unaufgelöstes Glimmen

FG 18x70 - insgesamt vier Sterne sind erkennbar, zwei mittelhelle und zwei ganz schwache - immerhin schon mal etwas mehr als im 10x50-FG

6"-Spiegel - bei geringer Vergrößerung entsteht der Eindruck eines flächigen Glühens - tatsächlich wird der Haufen vom Reflexionsnebel IC 1985 umhüllt - so ist es nicht verwunderlich, dass Dreyer IC 348 zunächst als „Reflexionsnebel/Sternhaufen“ katalogisierte - dieses Glühen macht den Kontrast zum direkt südlich angrenzenden Dunkelnebel Barnard 4 sehr reizvoll

10"-Spiegel - bei 40-fach wird zunächst südlich von Omicron Persei eine U-förmige Kette aus sechs Sternen sichtbar, die mit einem hellen und engen Sternpaar auf der NO-Seite begonnen hat -  bei 90-fach werden um die Kette noch weitere Sterne sichtbar - der umliegende Reflexionsnebel vdB 19 ist am besten um das helle Sternpaar herum zu sehen, ist aber deutlich nach SW verschoben - diesen Teil des Nebels kann ich knapp direkt halten, er setzt sich nach SO durch einen schwachen, gebogenen Nebel fort, der indirekt recht gut haltbar ist - die nach Osten geöffnete, U-förmige Sternkette wirkt dadurch geschlossen - der strahlend helle 4-mag-Stern hat mich beim Erfassen der hellsten Nebelbereiche von vdB 19 nicht gestört und wirkte sogar sehr dekorativ - bei 130-fach bestätigten sich die Eindrücke des Reflexionsnebels - auf der östlichen Seite blitzen mit dieser Vergrößerung noch zwei weitere, sehr schwache und schwer greifbare Sterne heraus - vom Sternhaufen IC 348 konnte ich 13 Sterne erfassen

IC 348
IC 348 Zeichnung

Barnard 4

GN

03h44m00s

+31°47'00"

sichtbar ab: 4"

Größe: 60' x 30'

Helligkeit --

der Dunkelnebel bildet den östlichen Rand der Perseus-Molekülwolke - hier findet noch keine Sternbildung statt, was darauf hinweist, dass dies der jüngste Teil der Molekülwolke sein dürfte - Barnard 4 ist relativ gut von seiner Umgebung abgegrenzt und somit schon mit Groß-Fernglas ein dankbares Objekt

Bild rechts: René Merting

Barnard 4 ist auf halber Höhe und ganz am linken Rand des Bildes - die Sternleere hier ist auffallend - der dunklere Nebel in Bildmitte ist Barnard 3 - dieser ist fotografisch stärker als Barnard 4, visuell jedoch wegen der Vordergrundsterne und der zerfaserten Gestalt bedeutend schwieriger

FG 25x80 - die Sternleere von B 4 ist auffallend - das im Interstellarum Deep-Sky-Atlas gezeigte Dunkelnebelband Richtung Westen lässt sich nicht deutlich verfolgen - auch B 1 am Ende jenes Bandes ist schwierig abzugrenzen - B 4 ist hingegen gut abgegrenzt, besonders nach Norden - das große Sehfeld von 3° ist sehr förderlich 

Barnard 4

Barnard 1

GN

03h33m16s

+31°07'51"

sichtbar ab: 4"

Größe: 80' x 40'

Helligkeit --

Barnard 1 liegt im Zentrum der Perseus-Molekülwolke am südwestlichen Rand der Per-OB2-Assoziation im lokalen Orion-Arm der Galaxis - im Inneren des Nebels findet eine recht aktive Sternbildung statt, teilweise durch Strahlung des massiven Sterns 40 Persei beeinflusst

FG 25x80 - B 1 ist visuell sichtbar, aber weniger gut von seiner Umgebung abgesetzt als sein Kompagnon B 4 

Barnard 4

NGC 1333

GN

03h28m55s

+31°22'12"

sichtbar ab: 8"

Größe: 6' x 2'

Helligkeit: 6m0

der Reflexionsnebel ist einer der aktivsten Orte der Sternentstehung innerhalb von 1.500 Lichtjahren Abstand zu uns - er umhüllt einen extrem jungen Sternhaufen und ist auf Fotografien mit einigen kleinen, rötlichen Nebeln umgeben (Herbig-Haro-Objekte) - Beobachtungen mit kleinen Öffnungen sind lohnend, wenn der Himmel dunkel und transparent genug ist

Bild oben: CCD-Guide, Dieter Beer & Patrick Hochleitner

Zeichnung rechts: Mathias Sawo mit 18" und 120-facher Vergrößerung

8"-Spiegel - um den zentralen Stern wird eine diffuse Aufhellung erkennbar

12"-Spiegel - der Nebel wirkt nicht viel heller, der Kontrast zum umgebenden, fast sternlosen Dunkelnebelfeld ist jedoch auffällig - mit indirektem Sehen vergrößert sich der Nebel deutlich

18"-Spiegel - bei 120-fach wird ein länglicher, leicht gebogener Nebel sichtbar, an dessen zwei Enden sich jeweils ein heller Stern mit heller umschlossenem Gebiet zu sehen ist - das Südwestende wirkt breiter als das nördliche Ende - im Nebel sind weitere Helligkeitsverläufe und Sterne zu erkennen - am Südwestende zeigt sich indirekt ein länglicher, schwacher Nebel, der sich durch eine Art Dunkelteilung vom Hauptteil abtrennt - noch weiter südwestlich ist blickweise immer wieder ein sehr schwacher, runder Nebel zu erhaschen (HH 12)


Hintergrundbild Copyright © Michael Vlasov