Bei den OIII-Filtern sind - im Gegensatz zu H-Beta - schon lange Optionen am Markt, die über die als "visuell" vermarkteten Filter hinausgehen. Während Letztere mit Halbwertsbreiten (HWB) im Bereich von 12nm bis 10nm aufwarten, reichen die fotografischen OIII-Filter bis 3nm.
Hier sind drei Typen abgebildet, die sich als visuell gewinnbringend erwiesen haben. Die 8,5nm CCD-Filter von Baader und die 6nm CCD-Filter von Astronomik sind schon lange am Markt. Der Baader 6,5nm CMOS wurde 2021 eingeführt.
Der Sinn der engbandigen CCD- und CMOS-Filter ist, das Signal-Rausch-Verhältnis im Foto zu verbessern. Dieser Gewinn tritt in der visuellen Beobachtung ebenso ein - besonders dort, wo es viel "Rausch" gibt in Form von Lichtverschmutzung, Mondlicht oder überstrahlende Sterne im Gesichtsfeld. Die folgenden Beobachtungsberichte zeigen Situationen auf, in denen OIII-Filter mit Halbwertsbreiten von 8,5nm bis 6nm einen spürbaren visuellen Gewinn gegenüber Filtern mit HWB von 12nm bis 10nm liefern.
Am 19. September 2021 stand der Vollmond gleißend hell und kaltweiß - ein Anzeichen für gute Transparenz. Zu müde nach dem Arbeitstag, um ein Teleskop aufzubauen, sank ich in den Liegestuhl mit nichts mehr in der Hand als einem 8x42 Fernglas und einer Filtertasche. Der Schwan schwebte im Zenit. Ohne Mond wär dies ein 5m5-Himmel gewesen, doch nun hatte der schwächste, freiäugig sichtbare Stern eine Helligkeit von 4m2: FST 4m2.
Dies war ein guter Moment, um herauszufinden, ob die engsten OIII-Filter, die ich bis dato visuell zu nutzen gewagt hatte - Astronomik 6nm CCD und Baader 6,5nm CMOS - der kalten Faust der mondhellen Nacht einen Nebelstrauß abringen könnten.
Drei Kandidaten boten sich an: Der Nordamerikanebel NGC 7000 und Pelikannebel IC 5067 im Schwan; der Cirrusnebel mit der östlichen "Knochenhand" NGC 6992/6995 im Schwan; und schließlich der Hantelnebel M27 in Vulpecula.
Eine erste Beobachtungsrunde zeigte, dass ohne Filter kaum ein Nebel zu sehen war: Im Bereich des Nordamerikanebels zeigten sich dank der guten Transparenz zahlreiche Sterne, aber vom Nebel war vor dem aufgehellten Himmelshintergrund absolut nichts zu sehen. Im Bereich des Cirrusnebels war nicht das Geringste von der Knochenhand zu erkennen. Nur der dritte Kandidat - der Hantelnebel - zeigte sich mit guter Kenntnis der Lage als extrem schwacher, formloser Nebelfleck.
Was können die Filter unter solchen Bedingungen leisten? Um eine Referenz für die 6nm und 6,5nm Filter zu haben, bezog ich jene breitere OIII-Typen ein, die von den Herstellern als "visuell" beworben werden: Astronomik 12nm und Baader 10nm. Wie immer verwendete ich identische Filterpaare am Fernglas (keine Rechts-Links Filtermischung).
Nordamerikanebel NGC 7000 und Pelikannebel IC 5067:
Astronomik OIII 6nm CCD: Die charakteristische Gestalt des Kontinents zeigt sich. Im Pelikan IC 5067 sehe ich eine neblige Fleckigkeit südlich der Sterne 56/57 Cygni.
Baader OIII 6,5nm CMOS: Die volle Ausdehnung des Nordamerikanebels ist zu sehen, die Form jedoch weniger klar als mit Astronomik 6nm. Nichts zu sehen im Pelikan.
Baader 10nm: Eine diffuse, großflächige Nebligkeit an der Position von NGC 7000 ist auszumachen. Es ist trotz der unklaren Konturen hinreichend plausibel, dass dies tatsächlich der Nebel ist. Ich hätte jedoch ohne vorherige Beobachtungserfahrung nicht mit Bestimmtheit sagen können, welche Teile dieses Feldes wirklich Emissionsnebel sind und welche bloß unaufgelöste Sternverdichtungen.
Astronomik 12nm: Eine großflächige Nebligkeit ist an der Position von NGC 7000 zu erahnen. Es ist jedoch völlig unklar, ob dies ein unaufgelöstes Sternfeld oder ein echtes Nebelfeld ist.
Cirrusnebel mit der östlichen "Knochenhand" NGC 6992/6995 (links oben im Foto):
Astronomik OIII 6nm CCD: Ein zartes, konkav zu 52 Cygni gekrümmtes Nebelband ist zu sehen. Es lässt sich nicht gut bestimmen, wo das Band genau im Nordwesten und Südosten endet, aber es ist eindeutig vorhanden.
Baader OIII 6,5nm CMOS: Ich gewinne eine Ahnung davon, dass hier etwas ist, könnte die Form jedoch nicht definieren.
Baader 10nm: Kein Nebel zu sehen.
Astronomik 12nm: Dito.
Hantelnebel M27:
Astronomik OIII 6nm CCD: Ich sehe einen sehr auffälligen, kompakten, kleinen Nebelball. Bei diesem Abbildungsmaßstab (nur 8x) ist es kniffelig, die Form zu bestimmen. Ich gewinne jedoch den Eindruck, dass ich nicht nur den Bereich der Hantel sehe, sondern auch die seitlichen Ausbeulungen nach Nordwesten und Südosten. Hierdurch ist der Nebel doppelt so groß als wenn nur die Hantel zu sehen wäre.
Baader OIII 6,5nm CMOS: Ich gewinne den merkwürdigen Eindruck von zwei sich überlappenden, fast stellaren Verdichtungen, von Nord nach Süd stehend.
Baader 10nm: Der mit Baader 6,5nm gesehene, semistellare Eindruck ist noch stärker. Ich könnte nicht ohne vorheriges Wissen aus diesem Bild sagen, ob es sich hier wirklich um einen Nebel handelt oder vielmehr um einen engen, unaufgelösten Sternhaufen, der von zwei Mitgliedern dominiert wird.
Astronomik 12nm: Ein ähnliches Bild wie mit Baader 10nm, aber noch unsicherer.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass unter diesen Himmelsbedingungen die 6nm und 6,5nm OIII-Filter an allen Objekten enorm gewinnbringend waren. Besonders beeindruckend fand ich es, zu sehen, wie der Hantelnebel, der ungefiltert bloß ein Fleck an der Grenze der Wahrnehmbarkeit war, sich durch die Filter in einen sehr markanten Nebel verwandelte. So gelang eine schöne, halbstündige Nebelbeobachtung trotz Vollmond!