Christophers "Pro-Doppelsterne-Traktat", das wir für eine kommende Aktualisierung verwenden können -> Statistik vorher anpassen, sie ist Stand 1.3.21.
Im Juli 2019 haben wir schon auf das VdS-Doppelsternprojekt hingewiesen, das Robert initiiert hat und seitdem verwaltet. Die Statistik lässt sich inzwischen sehen:
Doppel-/Mehrfachsterne 2957
Visuelle Beobachtungen 4667
Zeichnungen 421
Fotografien 5
Beobachter 17
Nicht unwesentlich: 393 der Doppelsterne sind mit Bahngrafiken versehen. Das ist ein schönes Novum, das die Beobachtung „physikalischer“, d. h. „echter“ Doppelsterne gleich dreifach interessant macht.
Neulich fragte ein Sternfreund, was denn der Sinn dieses Unterfangens sei. Er habe, so sagte er, noch nie verstanden, was man an Doppelsternen spannend finden könnte, und dachte bisher, es ginge nur um ein Austesten der Leistungsgrenze der Optik.
Dem Verfasser dieser Zeilen ging dabei durch den Kopf, dass er das vor wenigen Jahren ähnlich gesehen hätte. Inzwischen ist er jedoch bekehrt und bekennender Doppelstern-Liebhaber. Und so überschüttete er den Sternfreund in missionarischem Eifer mit den folgenden Argumenten:
# Überraschend viele sind mehrfach - sie sind Mini-Haufen oder „Haufenkerne“. Alles, was an Haufen ästhetisch sein kann, trifft auch auf Doppelsterne zu.
# Die feinen – und manchmal starken – Farbnuancen machen eine eigentümliche Freude, genau wie bei Sternhaufen.
# Doppelsterne sind relativ unanfällig gegen Aufhellung des Himmels. Oft sind sie die letzte Rettung in einer Nacht, wenn der Mond alles Andere unmöglich macht.
# Man lernt Einiges über die Beobachtungstechnik. Der Blick schärft sich für Beugungsscheibchen und Beugungsringe. Es entsteht ein Bewusstsein dafür, dass Fokussierungsprobleme oft darauf beruhen, dass ein Stern einen nicht aufgelösten Begleiter hat, der das Beugungsscheibchen ausbeult oder streckt – das kommt häufiger vor, als man meinen möchte.
# Mit kleinem Gerät angenehm auflösbare Doppelsterne sind überwiegend in unserer unmittelbaren galaktischen Nachbarschaft. Man unternimmt also eine Erkundung der direkten galaktischen Umgebung, in der es ansonsten gar nicht so viele Objekte gibt.
# Im Gegensatz zur Situation noch vor wenigen Jahrzehnten ist heutzutage vielfach bekannt, ob ein Doppelstern ein physikalisch zusammengehöriges Paar oder ein perspektivisches „Line-of-sight“-Paar ist. Wir können mit diesem Wissen die physikalischen Paare mit bekannter Laufbahn im Laufe der Zeit verfolgen. Die Dynamik ist hochinteressant.
# Galaktische Nebel sind vollständig, Offene Haufen weitgehend in der Milchstraße konzentriert. Auch externe Galaxien sind oft in Gruppen und Haufen konzentriert. Die Doppelsterne sind überall und bringen uns in Ecken des Himmels, die wir sonst gar nicht oder nicht so genau erkunden würden. Es kann ein frischer Blick auf den Himmel dabei entstehen, weg von den ewigen Klassikern.
Sind hier für manche Lesende neue Aspekte dabei? Konnten sie dazu anregen, dieses oft für staubig-altertümlich gehaltene Beobachtungsfeld mit frischem Interesse zu betreten? Das wäre schön!
MUSTER:
Beobachtungen: Arp-Galaxien - Arp 214, Arp 269, Arp 294, Arp 322
Zeichnungen:
Mathias -
Sarah - Veränderliche: S UMa / Doppelsterne: 90 Leo, STF 1600, STF 1662, STF 1821, STFA 26, STF 1829
Hintergrundbild © Endriko (Speedy) Siegismund