Cyg OB2

Von kleinen Sternhaufen und großen Zusammenhängen in unserer Galaxis

Sternbild: Cygnus

20h33m00s

+41°13'00"

Größe: 2° x 2°

Entfernung: 5.600 Lichtjahre

Im Sternbild Cygnus wimmelt es nur so von Sternassoziationen und so ist es nicht verwunderlich, dass hier mit Cyg OB 2 die wohl masse- und sternreichste OB-Assoziation anzutreffen ist, welche in unserer Galaxis bekannt ist.

Cygnus OB1 Assoziation
Bild: Tommy Nawratil

Cyg OB2 liegt auf der Innenseite des lokalen Orion-Arms der Galaxis in 5.600 Lichtjahren Entfernung. Sie ist mit 3 bis 4 Millionen Jahren noch recht jung, hat es aber in sich. Während andere Assoziationen meist nur wenige Dutzend bis ein paar Hundert Sterne der Spektralklassen O und B enthalten, beherbergt Cyg OB2 mehrere Tausend solcher Sterne! Gut ein halbes Dutzend dieser Sterne hat eine Helligkeit, welche alleine schon die Gesamthelligkeit des hellsten Kugelsternhaufens unserer Galaxie, Omega Centauri, übersteigt. Mit einer Gesamtsternpopulation aller Typen von bis zu 300.000 Sternen und einer kompakten, sphärischen Form ähnelt Cyg OB2 den jungen Kugelsternhaufen in der Kleinen Magellanschen Wolke.

Mit einer solchen Helligkeit und einem Durchmesser von nur 2° sollte Cyg OB2 das dramatischste Objekt am Himmel sein. Die Extinktion durch Vordergrundstaub beträgt in dieser Region jedoch bis zu 20 Magnituden. Daher ist diese Region visuell für uns kaum zugänglich, mit Ausnahme des Sternhaufen-Paars Bica 1 und Bica 2 im Mittelpunkt der Assoziation. Hier muss „wissenden Auges“ zum Himmel geschaut werden, um die Dramatik der Situation zu erfassen!

 

Aber es geht noch gigantischer. Cyg OB2 liegt 3° nordwestlich des Zentrums der Cygnus-Superblase (Cygnus Super-Bubble, CSB). Aktuell wird die Blase von der enormen Energie der Assoziation Cyg OB2 getrieben, wohingegen die Initialzündung wohl eine Hypernova oder auch mehrere Supernovae in ihrer Mitte war. Die Entstehung der weiteren Assoziationen Cyg OB1, OB3 und OB9, welche alle am Rand der Blase liegen, hängt ebenfalls mit den Vorgängen in der Cygnus-Superblase zusammen. Superblasen können groß genug werden, um die galaktische Scheibe zu durchdringen und ihre Energie in das galaktische Halo freizusetzen und darüber hinaus ein Fenster zum intergalaktischen Medium zu bilden. Es wird vermutet, dass die 13° x 18° große Cygnus-Superblase das Format hierfür hat! 

 

Beobachtung der visuell interessanten Objekte:

Bica 1

OS

20h33m10s

+41°13'06"

sichtbar ab: 4"

Größe: 4' x 4'

hellster Stern: 10m8

Bica 2

OS

20h33m15s

+41°18'42"

sichtbar ab: 4"

Größe: 5' x 5'

hellster Stern: 8m7

Bica 1 und 2 sind ein echtes physikalisches Sternhaufenpaar mit einem Abstand im Raum von nur 7,5 Lichtjahren zueinander  und einem Alter von weniger als 4 Mio. Jahren - der hellste Stern dieses Paares ist der 8m7 helle SAO 49781 im Zentrum von Bica 2 - beide Sternhaufen sind schon mit Teleskopen ab 4" zugänglich, doch sind größere Öffnungen von Vorteil, um die erhebliche Rötung der Sterne durch Vordergrundstaub zu erkennen - unter Fotografen kursiert mitunter auch die Bezeichnung "Gold Cluster", weil beide zusammen golden glänzen, wenn sie auf Widefield-Aufnahmen von IC 1318 mit eingefangen werden - in allen Teleskopen bleibt die Anzahl sichtbarer Sterne überschaubar, in Wirklichkeit dürfte jeder Haufen mehr als 100 Mitglieder besitzen

5“-Doppelrefraktor - bei 40-fach fällt eine Sternverdichtung von etwa 12 bis 15 Bogenminuten Durchmesser auf, mit einem ca. 9 mag hellen, rötlichen Stern in der Mitte - das ist der hellste Stern von Bica 2, die Rötung durch Vordergrundstaub ist sehr gut nachzuvollziehen (Abdunkelung um bis zu 20 Magnituden in dieser Himmelsregion!) - Bica 1 ist bei dieser Vergrößerung schwer zu fassen, er bildet bestenfalls eine dichtere Stelle am Südrand der Sternverdichtung

12"-Spiegel - Bica 2 ist schnell gefunden, es zeigen sich zunächst nicht mehr als vier Mitglieder - bei höheren Vergrößerungen wächst die Zahl sichtbarer Mitglieder auf ein gutes Dutzend - Bica 1 ist nur schwach erkennbar südlich innerhalb eines Sternenrings, er hebt sich dort aber kaum von den anderen Sternen ab - zwischen beiden Haufen ist eine Kette aus vier Sternen markant, die sich von Osten nach Westen zieht 

Bica 1 und Bica 2


Hintergrundbild Copyright © Michael Vlasov